Kapitel 9
Stiefmütterchen IT-Schulungskonzepte
„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom; sobald man aufhört, treibt man zurück.“ (Lao-Tse)
In diesem Kapitel geht es um Lösungsansätze für die Aus- und Weiterbildung von Krankenhausmitarbeitern aller Berufsgruppen an den (meist kostenintensiven und somit auf Benefit
angewiesenen) Software-Werkzeugen des Unternehmens. Es geht nicht um die Ausbildung der IT-Mitarbeiter. Dazu finden sich Hinweise im Kapitel Zeit für Mitarbeiter. Nachhaltigkeit sollte eines der
wichtigsten Ziele des Unternehmens bei Einsatz und Nutzung der „teuren“ Prozesswerkzeuge (KIS oder/auch KAS für Klinisches Arbeitsplatzsystem), sein. Trotzdem wird dem Aufgabenfeld Schulung fast
keine strukturierte Aufmerksamkeit geschenkt. Daher führen fehlende Konzepte für die Ausbildung zu schlechten Nutzungsergebnissen von Software, niedriger Effizienz der Nutzung und der Arbeitsergebnisse
sowie erhöhten Belastungen bei Service und Support. Bedienfehler werden wiederkehrend als einmalige Störmeldungen behandelt, statt diesen dauerhaft entgegen zu wirken.
Nehmen wir einen interessanten Fakt zur Kenntnis: Ärztliche Meinungen haben einen wesentlichen Einfluss auf die angeblich schlechten Werte der Anwenderzufriedenheit mit
Softwarelösungen im Krankenhaus. Siehe hierzu die Studie des Bundesverbands der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/Leiter e.V. in Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart. Der
einzigen wissenschaftlich belastbaren Arbeit in diesem Kontext.
Nehmen wir einen zweiten Fakt zur Kenntnis: Ärzte repräsentieren die Berufsgruppe mit den höchsten Ausfallzahlen bei angebotenen Schulungsmaßnahmen zur Nutzung von Softwarelösungen
im Krankenhaus. Die Ausfallquote der Berufsgruppe durch unentschuldigtes Fernbleiben, allgemeines Fernbleiben und entschuldigtes Fernbleiben, beträgt bis zu 75%.
Ist also „Unzufriedenheit“ zu begründen, wenn mangelndes Wissen über Funktion und Bedienung von Softwarelösungen unterstellt werden darf? Ich weiß, dass diese Position sehr
unbeliebt ist. Außerdem ist es ebenso Fakt, dass die Softwarelösungen natürlich häufig zu komplex sind, zu viele Eingabeorte und Eingaben benötigen und ergonomisches und prozessuales Potenzial haben.
Nichts desto trotz besteht ein enger Zusammenhang zwischen „Bildung“ und „Nutzung“.
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